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HEROIN - A LOVE STORY

Vor dem Hinterausgang des Hannover Hauptbahnhofes, sprach uns eine recht kleine, in dicke Jacken eingepackte Frau an, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Schnell fing sie an, von sich zu erzählen. Teils fiel es schwer, sie akustisch zu verstehen. Manchmal, so sagt sie, würde Sie ihr Gebiss herausnehmen, da Ihr Gesicht seit einem Autounfall, bei dem sie sich den Kiefer brach, oft schmerzt. Sie hätte sich in einen Mann verliebt erzählt Nicole. Deswegen ist sie nach Hannover gezogen. Bis er sie dann wegen einer anderen Frau vor die Tür setzte. Seit dem lebt Sie auf der Straße, aber wie lange schon, weiß sie selber nicht mehr. Nach all den Jahren verschwimmen Ihre Erinnerungen und das Zeitgefühl. Nach Hamburg, in Ihre Heimat fährt sie noch ab und zu, um ihren 13-Jährigen Sohn zu besuchen, mit dem sie ansonsten nur über Facebook Kontakt hat. Ihr Sohn ist es, der sie am Leben hält, sagte sie uns, aber zurück nach Hamburg zu ziehen, käme für sie nicht mehr in Frage. Ihre Familie sei zu verkorkst und zu viele Erinnerungen hängen an dieser Stadt. Schnell springt sie in den Themen umher, bricht Sätze ab um Leute aus der Szene zu begrüßen, die an Ihr vorbeiziehen. Sie liebt es, sich mit Leuten zu unterhalten, spricht jeden an, der ihr über den Weg läuft. Erschöpft sieht sie aus, die Haut ist matt und ihr Gesicht bleich und fahl. Das Leben auf der Straße und der Drogenkonsum machen ihr sichtlich zu schaffen. Manchmal schläft sie mit ein paar anderen Leuten zwischen den Rolltreppen am Kröpcke, da ist es wenigstens warm sagte sie. Wenn so allmählich gegen 6 Uhr der morgendliche Betrieb aufgenommen wird, werden sie alle von den Sicherheitsleuten geweckt. Dann heißt es, die Zeit zu überbrücken, bis um 9 Uhr das Szenia öffnet, ein Tagesaufenthaltsraum, welcher Frauen in schwierigen Lebenssituationen Schutz bietet. Bis 14 Uhr kann sie dort auf dem Sofa, in einem schmalen Raum wieder etwas Energie tanken. Danach beginnt wieder der alltägliche Kreislauf zwischen Geldbeschaffung und Drogenkonsum.

 © 2019 

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